Da war doch was…

Wir lernen dazu

Der heutige Tag steht unter dem Motto, dass es auf die kleinen Dinge ankommt. Als erstes hätten wir da meine Frau. In der Nacht wurde ich noch unsanft aus dem Schlaf gerissen. „Du schnarchst!“ grummelte es von neben mir, ehe ein hustendes Etwas sich unter der Bettdecke verkroch. Da ich für gewöhnlich absichtlich und ausschließlich aus Boshaftigkeit schnarche, habe ich es damit natürlich sofort sein gelassen. Ein paar Stunden später wurde ich erneut wach. Meine Frau turnte durchs Zimmer und stellte etwas unsicher aber mit dem Willen zur Zuversicht fest: „Ich glaube, heute geht es mir besser“.

Die menschgewordene Genesung in Form meiner Frau wollte dann duschen und zum Frühstück und war augenscheinlich noch ein wenig geschwächt aber voller Tatendrang. Wer bin ich, dass ich mich dieser Energie in den Weg stelle? Zumal es heute früh im Hotel selbstgemachtes Brot gab. Kurz gesagt, ich bin schon schlechter in den Tag gestartet.

Meine ersten Versuche mich zu artikulieren endeten damit, dass ich den Vorschlag machte, auch für sie beim Pier von gestern Abend noch ein Bild zu schießen. Gleich nach dem Frühstück ist da bestimmt niemand. Gut, vermutlich ist da generell niemand und es wäre völlig egal, wann wir dahin fahren. Wenn man das aber mal ausspricht, mutet es gleich wie ein Plan an und gibt dem Ganzen ein Gefühl von Struktur.

Mir fiel erst später auf, dass mein Fuß sich bislang gar nicht gemeldet hat. Gestern Nacht hatte ich kurzzeitig Gedanken dazu, wie ich mitten im Nirgendwo der isländischen Westfjorde einen Arzt finde, der ein Röntgengerät besitzt. Heute ist der Fuß ein wenig dicker als sonst. Aber ich glaube für meinen Fuß gilt das gleiche, wie für meinen Bauch. Ein bisschen dicker ist nicht schlimm, solang es wieder weggeht.

Bevor es hier nun aber gänzlich in die Belanglosigkeiten abschweift, lasst mich euch zeigen, welcher Schnappschuss am Pier entstanden ist.

Eingemurmelt

Danach hatten wir das Gefühl, dass wir uns auf den Weg machen sollten. Tagesziel heute ist es nämlich, dass wir die Westfjorde verlassen und nach Hvammstangi reisen. In greifbaren Einheiten erklärt, sprechen wir hier von einer reinen Fahrtzeit von 4-5 Stunden. Die neuen Lebensgeister meiner Frau sollten also gleich einen Härtetest durchlaufen.

Die Fahrt begann dann mit dem gestern schon deutlich ungeliebten einspurigen Tunnel. Vom Beifahrersitz aus wurde mir Mut zugesprochen. „Um die Zeit wird da noch nicht viel los sein.“ oder „Du schaffst das, heute müssen sie alle dir ausweichen.“ wiederholten sich ein paar mal in so manch einer Variation. Meine Anspannung hat jedoch beschlossen, dass das Kokolores ist und sie für den Tunnel ans Lenkrad geht. Nach guten 6km Dunkelheit und ohne nennenswerte Vorkommnisse, war der Part geschafft und es ging auf eine der nördlichsten Straßen Islands.

Ich könnte hier eigentlich auch ein mehrstündiges Video der Fahrt zeigen und dürfte trotzdem mit ruhigem Gewissen sagen, dass sich das Anschauen lohnt. Touristisch ist da oben noch nicht so irre viel los. Die Natur dagegen, weiß zu begeistern. Auf unserem ersten Rastplatz wurden wir zum Beispiel Zeuge davon, wie ein Berg und der Boden eine Wolkendecke gemobbt haben. Sie durfte nicht aufsteigen, sie durfte nicht absinken. Sie hing halbhoch im Wolkenniemandsland.

Woooooolke

Als nächstes fanden wir einen Rastplatz, von dem aus man ein gutes Gefühl für die Weite des Fjords bekam. Bei angenehmen 10°C hatte ich die Hoffnung, dass ich irgendwo im Wasser mal einen Wal entdecke. Man sollte meinen, dass so 40 Tonnen Säugetier auffällig sind – aber nein, kein Wal zu sehen. Es kann ja nicht alles klappen.

„…dein Königreich wird alles, was das Licht berührt…“

Wir hatten bei der Fahrt dann ein Luxusproblem. Auf der Strecke gab es nämlich alle 5 Minuten einen Parkplatz oder eine Stopp-Möglichkeit und man hätte vom Panorama her auch jedes mal etwas neues zum Staunen gehabt. Wir haben dann versucht nicht mehr überall anzuhalten – es ist uns sogar fast gelungen.

Nur noch den Rastplatz….

Man wird bei sowas dann ja auch schnell kindisch. Auf einmal gibt es die wichtigsten Gründe, warum man doch noch mal anhalten muss. Ich habe Hunger oder ich muss Pipi oder… da ist ein Fleck auf der Scheibe, der mich stört.

Er hat wirklich gestört

Mit der Zeit hat die Streckenführung dann immer weniger Möglichkeiten zum anhalten geboten. Wir kamen langsam weg vom Wasser und konnten damit nicht mehr viel vom Fjord sehen. Wer nun aber glaubt, dass die Natur auf so einem Kamm nicht spektakulär ist, der irrt. Zumal wir das Glück hatten, dass keine Wolke in den Bergen hing und somit weder Nebel noch Regen die Sicht trübten.

Es eröffnete sich eine andere Welt. Viel schroffer Stein wurde von teilweise noch meterhohem Eis bedeckt und andernorts mit Schnee ummantelt. Dort wo die Sonne scheinbar mehr hinkommt, bildeten sich bereits kleine Seen. An anderen Stellen entstanden Eisskulpturen in unterschiedlichsten Blau- und Weißtönen.

Winter Wunderland

Für uns natürlich wie gemalt. Das Wetter spielt mit, die Straßen waren frei (auch von Eis) und um uns herum bekommt man ein Gefühl, wie Winter in Island werden kann. Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung, dass wir diesen Weg gewählt haben. So eine Strecke sieht man nicht alle Tage.

Als es nach und nach wieder vom Berg hinunter ging, begrüßte uns die Sonne. In Richtung der Halbinsel Vatnsnes gab es so manch eine grüne Wiese zu sehen. Hier kam natürlich auch wieder eine ganze Menge Wasser mit ins Spiel. Leider gab es dazu aber auch eine Menge Wind. Dazu gleich noch mehr.

Da das Wetter einmal mehr Kapriolen schlug, blieben wir selbst für Fotos lieber im Auto sitzen. Wer es nicht so mit der Phantasie hat, dem habe ich dazu ein Foto mitgebracht, wie wir Fotos machen.

Foto in Foto

Das geschossene Bild ist übrigens dieses hier:

Wolken und Meer

Wir waren dann noch tanken und sind dann aber nach einem Blick auf die Wetterkarte recht zügig zum Hotel. Wer sich erinnert, letztes Jahr in Island saßen wir auf einmal zwei Tage fest, weil es einen Sturm gab. Aktuell hat unsere Ecke hier eine Wetterwarnung der Stufe 3. Das ist bislang zwar nicht so schlimm wie letztes Jahr aber so genau weiß hier auch niemand, wann die Isländer ihre Straßen schließen.

Wir sind im Lila-Bereich

Derzeit pfeift der Wind hier jedenfalls so stark, dass man als Mann auch gern mal beide Hände braucht, um eine Autotür zu öffnen. Kiesel und Sand fliegen in solchen Mengen, dass der Himmel eine milchige Farbe annimmt. Kurz gesagt – wir sind im Hotel sicher und riskieren auch nicht mehr.

Morgen soll das Ganze auch schon wieder schwächer werden. Nachdem wir heute so einen guten Tag hatten, ist das auch gar kein Problem mal etwas früher ins Bett zu fallen. Eher im Gegenteil – das tut uns vermutlich sogar ganz gut.

In diesem Sinne

Habe die Ehre
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