Island im Regen
Heute war ein Tag, wie er für Urlauber eigentlich immer ungelegen kommt. Es regnete. Aber nicht diese paar Tropfen, die man kaum bemerkt. Nein, es regnete Bindfäden. Und wenn es nicht die Bindfäden waren, dann wehten Wolken von Sprühregen durch die Gegend. Es war die Art von Regen, die dich durchnässt und dich wissen lässt, dass Draußen kein Ort für dich ist. Die Isländer haben für solche Tage das Wort „gluggaveður“ was soviel wie „Fensterwetter“ heißt. Als Urlauber aber natürlich blöd nur vor dem Fenster zu sitzen. Die Zeit, die man hier sein darf, ist schließlich begrenzt und egal wie schön so ein Cottage ist, man möchte eigentlich etwas erleben.
Was würde sich bei all dem Regen besser anbieten, als ein Wortspiel, dass der Tag ins Wasser fällt? Richtig – man macht etwas dagegen. Zugegeben, es hat etwas Anlauf gebraucht aber meine Frau und ich sind bekanntlich Urlaubs-Profis und als eben solche schaffen wir es auch bei Schmuddelwetter aus dem Bett. Da schreibt sich so leicht daher. In Wahrheit haben wir knapp eine Stunde gebraucht, um uns aus der Horizontalen zu lösen und irgendwie im Auto zu landen. Trotzdem – wir haben es geschafft und somit konnte der Tag beginnen.
Wir wussten an dieser Stelle schon, dass heute nicht viel passieren wird. Island ist nun mal ein Land, wo man primär draußen ist und weil wir keine Lust haben wieder / noch kränker zu werden, sind wir lieber vernünftig. Aber ein bisschen was, wollten wir schon erleben.
Der erste Stopp ging nach Hjörleifshöfði. Dank des Namens hatte ich eine gute Zeit mit diversen plumpen Wortspielen. Ich höfdi zum Beispiel. dass es nicht soviel regnen würde. Wer sich bei den Wortspielen mehr erhöfdit hat, wird leider enttäuscht. Es blieb so schlecht. Zurück zum Tag und Hjörleifshöfði. Es handelt sich hier um eine irgendwie eigenartige Geschichte rund um eine Höhle.

Der gute Hörlei war wohl ein Ziehsohn von einem der ersten Siedler Islands, Ja und wie das damals so war, hatte er Sklaven. Auch wenn das „Warum“ nicht überliefert ist, vielleicht kann man es sich denken: Die Sklaven waren nicht sonderlich glücklich mit ihrem gesellschaftlichen Status. Das Eine führte zum Anderen und Zack haben sie Hörlei erschlagen und sind auf die Westmännerinseln geflohen. Auf den Inseln wurden sie dann von Hörlei Ziehvater erschlagen. Warum Hörlei in Island dann als einer der Guten bei der Geschichte rauskommt, habe ich bislang nicht ergründen können. Fakt ist aber, dass oben auf der Höhle noch mal ein kleiner Hügel ist. Der Sage nach ist dort Hörlei begraben.
Was mich angeht: Ich hatte den banalen Gedanken, dass so eine Höhle ein wenig Schutz vor dem Regen bietet. Aber nein – von der Höhlendecke tropft Wasser. So war es einfach eine interessante Höhle und ich hatte Gelegenheit mich mit einer isländischen Sage zu befassen.
Als nächstes ging es für uns zum Blacksand Beach und ich freue mich gerade, dass ich ohne nachzugucken weiß, dass der auf isländisch Reynisfjara heißt. Noch mehr freu ich mich, dass ich gerade nachgeschaut habe und ihn instinktiv richtig geschrieben habe.
Der Besuch beim Strand ist immer wieder schön. Zum einen weil so ein schwarzer Strand per se ein Hingucker ist. Daneben gibt es Höhlen mit Wänden aus Basaltsäulen und im Wasser stehen die berühmten Trolle von Vik. Warum ihr kein Foto davon seht? Nun – wenn man den Strand betreten will, steht da ein Schild und eine rote Alarmleuchte blinkend auffallen viel.

So schön Island ist – so ziemlich jeder Ort hier hat das Potential dich zu töten. An diesem Strand gibt es immer wieder Unfälle aufgrund von sogenannten Sneaker Waves. Diese Wellen sind nicht sonderlich hoch. Allerdings tauchen sie aus dem Nichts auf. Es gibt keine Vorwarnung und wenn es passiert, ist es auch schon zu spät. Es sind Wellen, die von jetzt auf gleich viel viel weiter den Strand überspülen. Sie haben dabei soviel Kraft, dass selbst Erwachsene relativ einfach umgerissen werden können. Es soll dann schon Fälle gegeben haben, wo die Kraft der Rückwärtsbewegung reichte, um alles was umgerissen wurde aufs offene Meer rauszuziehen. Das Wasser hat hier ein paar Grad über Null. Das hält man vielleicht 2-3 Minuten aus und dann war es der letzte Strandbesuch.

Natürlich weiß man auch, dass die Isländer lieber auf Nummer sicher gehen. Wir haben in den 20 Minuten die wir dort waren nicht eine einzige Sneaker Wave gesehen. Wir gehen da trotzdem auf Nummer sicher. Better safe than sorry.
Der Ausflug hat sich trotzdem gelohnt, denn zum einen haben wir im schwarzen Sand Tic Tac Toe spielen können.

Wir hatten aber auch Gelegenheit die Basaltwände zu bestaunen. Leider auf dem Bild nicht wirklich gut zu sehen – aber da saßen Puffins und haben gebrütet. Die Stars der isländischen Vogelwelt. Die kleinen Viecher sind schon sehr putzig.

Um an diesem Tag aber auch noch etwas zu sehen, was nicht grau und / oder nass ist, haben wir uns dazu entschlossen eine Show zu besuchen. Es gibt hier in Vik eine Lava Show. Man darf sich das so vorstellen, dass etwa 50 Leute in einem Raum sitzen und eine Geologin dann etwas über Lava erzählt. Soweit ist es interessant aber noch keine Show. Das ändert sich aber schlagartig, wenn in der Mitte des Raums langsam echte Lava fließt.

Die Lava wird natürlich künstlich hergestellt, hat aber so ziemlich alles das, was man von Lava erwartet. Sie leuchtet im feurigen Orange, fließt dickflüssig abwärts, knistert und ist dazu einfach verdammt heiß. Genauer gesagt kommt da geschmolzenes Gestein mit etwa 1100°C in den Raum geflossen und ja, man zieht sich besser die Jacke aus, denn es wird wirklich sehr warm.

Die Geologin erzählt dann noch ein bisschen was über die Beschaffenheit von Lava und demonstriert auch mal, was passiert, wenn man einen Block Eis auf die Lava legt. Es zischt und die Lava wird sehr schnell hart und schwarz. Sie hat dann immer noch gute 400°C – so richtig kühler wurde es dadurch also nicht.

Ein wenig Spektakel gab es dann natürlich auch noch. Denn mit einer Metallstange zog sich die Lava auch ein paar mal in die Luft. Das ist natürlich sehr beeindruckend und auch etwas, was man so nicht allzu oft sieht.

Am Ende der Show hat dann jeder Besucher noch ein Stück erkaltete Lava als Erinnerung geschenkt bekommen. Und ja natürlich ist das alles Touri-Krams aber ich fand es echt toll. Mir hat sehr gefallen, wie man hier Informationen mit eben Show verknüpft hat. Das war sehr kurzweilig, hat Respekt vor Vulkanen verschafft und für den Touristen in mir gibt es eine schöne Erinnerung mehr.
Nach der Show sind wir schnell wieder in unser Cottage geflüchtet. Am Abend waren wir in einem benachbarten Restaurant noch mal schön essen und das war der Tag.
Zugegeben, so richtig viel gemacht, haben wir heute damit nicht. Am Ende ist es eben auch eine Kunst mal nichts zu machen und dann trotzdem zufrieden zu sein. Und so ganz nichts, war es ja dann auch gar nicht. Schließlich habe ich ein Stück Lava und das landet sehr sicher Zuhause im Souvenirschrank.
Morgen geht es schon zum vorletzten Hotel. Viel wichtiger als das: Morgen soll das Wetter wieder gut werden. Ich habe richtig Bock morgen die Akkus unserer Kameras zu strapazieren. Vielleicht ist heute damit für die SD Karten und Akkus die Ruhe vor dem morgigen Sturm. Wir werden sehen.
In diesem Sinne
Habe die Ehre
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Nur Puffin schenkt mir die Kraft und Ausdauer die ich brauche! 🙂
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Das mit der Lava ist sehr cool. Oder eben hot. Na auf jeden Fall faszinierend.
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Hah! So’n Lavaklumpen hab ich von nem echten Vulkan, vom höchsten Europas, dem ÄTNA. Selbst erbeutet 😂 Euch noch viel Spaß zum Finale 😎
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