Island in vollen Zügen
Nachdem gestern ein relativ kurzer und entspannender Tag war, kam es heute so, wie es kommen musste. Der Tag wurde lang und länger. Mein Kopf fühlt sich einerseits motiviert, den Blog zu schreiben und gleichzeitig verflucht er das Pflichtgefühl, dass ich nach so einem Tag nicht einfach ins Bett kippe. Aber bevor ich ins jammern komme, lasst uns mit dem Tag starten.
Nach einem gutem Frühstück ging es entlang der Südküste mit dem Ziel Vík í Mýrdal. Die Strecke ist gespickt mit Highlights und bevor wir das erste Planmäßige bestaunen durften, standen da wieder Rentiere am Straßenrand.

Es soll ja Menschen geben, die in Island niemals Rentiere sehen. Wir haben die letzten beiden Tage locker 15-20 gesehen. Schon verrückt, wie es manchmal so läuft.
Als erstes geplantes Highlight gab es die Gletscherlagune Jökulsárlón. Selbst wenn man den Namen nicht kennt, dieser Ort ist sehr berühmt und man hat ihn in irgendeiner Form mit Sicherheit schon mal im Fernsehen oder Internet gesehen.
In dem See treiben gigantische Eisberge umher und wubbeln gemächlich gen Ozean. Hier und dort brechen riesige Stücke Eis ab und fallen mit Getöse ins Wasser. Selbstverständlich passiert das immer abseits einer Kamera.

Wir hatten dann das Glück, dass zwischen dem ganzen Eis ein paar Baby-Enten sehr nah am Ufer rumpaddelten. Man sollte meinen, dass Eiswasser nicht unbedingt die beste Kinderstube ist. Enten sehen das offenkundig anders. Meine Frau hat übrigens auch versucht ein Video der beiden zu machen. Leider hat sie vergessen, den Zeitlupenmodus rauszunehmen und mehrere Minuten draufgehalten. Falls jemand Interesse daran hat, ein tagesfüllendes Zeitlupenvideo von kleinen Enten zu sehen – gern bei mir melden.

Unweit der Lagune befindet sich der vermutlich noch berühmtere Diamond-Beach. Für gewöhnlich werden hier durch die Strömung immer wieder größere Eisklumpen an den pechschwarzen Strand gespült. Nachdem die letzten Tage aber relativ warm waren, fand sich heute leider nicht sehr viel Eis am Strand.

Positiv betrachtet hatte die Eisknappheit aber auch zur Folge, dass nicht allzu viele Menschen dort waren. Ob es jetzt wirklich an der Wärme lag oder vielleicht die Strömung zurzeit ungünstig ist – wir hatten auch mit dem wenigen Eis viel Freude. Es braucht für so ein Foto im Grunde ja auch nie wirklich viel Eis.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz sahen wir dann noch ein paar Robben im Wasser. Wir haben damit dieses Jahr im Jökulsárlón mehr Robben gesehen, als letztes Jahr am Robbenstrand. Ich hoffe ja immer noch darauf, dass ich irgendwann mal einen Wal sehe, wie er in Küstennähe entlang schwimmt. Soviel Glück hatte ich aber heute nicht. Egal – Rentiere, die Enten und nun noch Robben – ich beklage mich nicht.

Man ahnt vielleicht schon – wir waren in der Region des Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas. Und so war auch der nächste Stopp sehr eisbetont. Von einem Parkplatz aus, führte ein kurzer Fußweg direkt ans Ufer des Fjallsárlón. Eine weitere Lagune voller Eis. Für mich war das wie ein großer Spielplatz.

Aber mal davon ab, dass es viel Spaß macht mit so riesigen Eisklumpen zu spielen, ist dies ein sehr ruhiger Ort. Durch die Lage hinter einem kleinem Hügel kriegt man von der nahen Ringstraße nichts mehr mit. Dank der Bekanntheit des Jökulsárlón nebenan kommen hier auch deutlich weniger Menschen her. Man kann dadurch auch einfach mal ein paar Minuten nichts-tuend dastehen und die Stille genießen.
Leider aber wirklich nur ein paar Minuten, denn wir mussten noch weiter. Der nächste Stopp – wie sollte es anders sein? – war wieder beim Gletscher. Dieses mal ging eine kleine Wanderung zum Kvíárjökull.

In dieser Region sieht man im Grunde überall Eis. Sehr sehr viel Eis. Durch die Eisberge und Flussläufe kriegt man außerdem eine sehr bildhafte Idee davon, wie das Wasser in der Lage ist, ganze Landstriche zu formen.
Und wo wir gerade beim Thema sind – der nächste Halt war diese zerbogene und lädierte Leitplanke.

Es handelt sich hierbei um den Rest der Brücke, die einst über den Fluss Skeiðará führte. Unter dem Vatnajökull gibt es mehrere aktive Vulkane. Einer von ihnen ist in den 90igern ausgebrochen. In der Folge flossen circa 40.000m³ Wasser pro Sekunde in einem Fluss, der im Sommer schon beinahe eher wie halbgares Flussbett anmutet. Wer eine andere Einheit braucht, unter der man sich nichts vorstellen kann: 40.000m³ entsprechen ungefähr 265.000 Badewannen voll Wasser – pro Sekunde. Die ganze Region ist letztlich auch deshalb quasi unbewohnbar. Wir sprechen hier von gut und gern 40-50km² Land, das von dieser Bedrohung betroffen ist beziehungsweise schon betroffen war. Wie gesagt – Wasser formt Landschaften.
Aber kommen wir weg von Naturkatastrophen und widmen uns wieder mehr den Urlaubsthemen. Es gibt da nämlich einen kleinen Wasserfall, der hinter einem Hotel steht, in welchem wir damals einmal waren. Wir haben den Wasserfall seiner Zeit liebevoll „Hotelifoss“ getauft und fahren ihn seitdem immer wieder gern besuchen.

Wir kamen dann auch noch an einer Stromschnelle vorbei, die bislang in jedem Urlaub dafür sorgte, dass wir abseits der Straße auf einem Steinplatz parkten und mit gezückter Kamera fröhlich das Wasser fotografierten. Es ist gar nicht so leicht in Island von A nach B zu kommen. Immer zu muss man anhalten.

Kurz danach kommt der Foss á Síðu. Bei diesem Wasserfall habe ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Denn, auch hier halten wir jedes mal an und machen ein Foto. Allerdings ist der Wasserfall auf einem Privatgrundstück. Keine Sorge – wir halten uns an die Regeln und betreten natürlich nicht das Grundstück. Gleichzeitig frag ich mich: Wie würde mir es gefallen, wenn Tag ein Tag aus wildfremde Menschen vor meiner Einfahrt stehen und einen Wasserfall fotografieren?

Der nächste Wasserfall war dann wieder „frei“ zugänglich. Für uns auch eine Premiere. Ja, es gibt tatsächlich noch Wasserfälle, die wir zum ersten mal sehen. Der Stjórnarfoss gehörte bis heute zu dieser Kategorie.

Für mich gab es hier auch die Gelegenheit mit der Drohne ein paar Aufnahmen zu machen. Ich musste mich jedoch vorsehen, denn ein paar Vögel umkreisten die Drohne, sobald ich zu nah an die Felswände flog.

Mit sehr vielen Bildern und Videos und ohne Kollision mit einem Vogel ging es gleich zum nächsten Wasserfall, den wir noch nicht kannten: Dem Systrafoss

Der Systrafoss ist insofern speziell, weil man an ihm entlang gehen kann. Der Weg führt dabei durch einen kleinen Wald und meine Frau wusste zu berichten, dass es sich hierbei wohl um einen Märchenwald handeln wird. Alles wirkt leicht magisch und… ich konnte trotzdem die ganze Zeit nur denken, dass der Wasserfall sehr viel Ähnlichkeit mit einer Skisprungschanze hat. Ja, so kann die Phantasie bei Menschen unterschiedlich sein.
Langsam kippte das Wetter. Es wurde immer grauer und laut Wetterbericht sollte es eigentlich längst angefangen haben zu regnen. Bislang blieben wir jedoch von den Schauern verschont. Trotzdem machten wir nun ein wenig Meter auf der Straße. Einen Pflichtstopp gab es jedoch noch: Eldhraun

Ich glaube es war irgendwann 17-hundert…. vor langer Zeit, als hier für fast ein Jahr Lava geflossen sein soll. Das Ergebnis ist, dass der Boden hier steinhart, uneben und geologisch betrachtet noch im Säuglingsstadium ist. Um so wichtiger ist es, dass hier das Moos wächst. In einer entfernten Zukunft wird die Kombination aus Lavaboden und dem vergammelten Moos vielleicht dazu führen, dass dies fruchtbares Land wird. Es sei denn, vorher bricht mal wieder ein Vulkan aus und hat andere Pläne. Auf jeden Fall ist es sehr schön anzusehen und für uns ein Ort, wo wir uns gern einmal im Kreis drehen und uns freuen hier zu sein.
Der letzte Fotostopp vor Vik war Laufskálavarða. Auch hier bewundert man letztlich, was ein Vulkan vor ein paar Jahrhunderten hinterlassen hat. Die Erdhügel sollten wohl Reisenden Glück bringen. Einst stand hier angeblich auch ein Gasthaus. So in Retrospektive und mit Blick auf die Verwüstung eines Vulkans, hat das Glück dann am Ende wohl nicht gereicht.

So geht auch dieser Tag zu Ende. Morgen soll es laut Wetterbericht den ganzen Tag regnen. Das finde ich schon ein wenig blöd. Sicherlich wird uns trotzdem was einfallen, wie wir den Tag verbringen können. Ansonsten muss ich mir eben wieder was suchen, wo ich Cocktails bekomme.
In diesem Sinne
Habe die Ehre
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Oh eine Kommentarfunktion, die nutze ich gleich mal – denkt sich mein Hirn und die Hände beginnen zu schreiben.
Eine Frage stelle ich mir seit ich deinen Geschichten und Bildern folge: wie viele Wasserfälle (kleine, mittlere, große) hat Island und wie viele habt ihr schon gesehen. Vielleicht eine schöne Frage für dich dich und deine Gattin. Eine Collage wäre was Idee 🙂
Bis dahin lieber Axel bleibt mir gesund und munter.
Grüße aus Berlin
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Ich mag Kommentare 🙂 Wie viele Wasserfälle es gibt, kann man aber wohl leider nicht mit einer Zahl beantworten, Es gibt je nach Wetter mal mehr, mal weniger und genug, die es auch noch für uns zu erkunden gilt. Grob überschlagen denke ich aber, dass wir bislang sicherlich ein paar Hundert Wasserfälle gesehen haben. Das zählt auf jeden Fall in die Kategorie „noch nicht genug“ 😉
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