Der erste Tag in Bayern

Ich bin wirklich da!

Es war gegen 5 Uhr in der Früh, als einer meiner Kater seine Qualitäten als mobiler Wecker entdeckte und diese ausgiebig demonstrierte. Wer will schon vor einem langem Tag ausschlafen? Meine Aufregung ganz sicher nicht! Von daher kam mir das in Summe ganz recht. Bei prognostizierten 7 bis 8 Stunden hinterm Steuer ist es vielleicht gar nicht so verkehrt aus Berlin raus zu sein, bevor die breite Masse erwacht.

Und so machte ich mir Frühstück, einen Happen für die Fahrt, ging noch eine Pupse-Runde mit Toni und eh ich mich versah, saß ich im Auto und war unterwegs. Bei klarem Himmel und angenehmen 20 Grad kam ich auf sehr leeren Straßen beinahe mühelos bis ungefähr Bayreuth.

Ab dort sollte sich das Blatt wenden. Die Autobahn wurde merklich voller. Bedauerlicherweise auch die dazugehörigen Parkplätze. Konnten wir kurz hinter dem Berliner Ring noch mühelos eine kurze Snackpause einrichten, gab es in Bayern nicht genug Parkplätze für die ganzen Urlaubsreisen. Ist mir noch nie passiert, dass ich von einem Autobahn-Parkplatz wieder runtergefahren bin, weil nichts mehr frei war. Heute passierte das gleich zweimal hintereinander.

Ein weiteres „Highlight“ ist die indirekte Proportionalität zwischen Menschen auf der Straße und Intelligenz beim fahren. In Baustellen, bei erlaubten 60 km/h, wird man von einem Pulk geschoben und gedrängelt und würde vermutlich selbst mit 100km/h den meisten noch zu langsam sein. Wenn 120 erlaubt sind, verirrt sich irgendein Experte immer auf die linke Spur und wird durch eine höhere Gewalt oder einen ominösen Straßenmagnetismus dort festgehalten. Selbstredend bei bestenfalls 110km/h und einer entsprechenden Schlange hinter sich. Für gewöhnlich gesellt sich zu diesem Wesen übrigens die Person mit Sehschwäche, die ausschließlich den Mittelstreifen sieht und mit 0,02km/h weniger die zweite von drei Spuren zumacht. Immerhin war die Landschaft schön…

Irgendwo auf der A9

Aber kommen wir zum schönen Part. Nach einer kleinen Ewigkeit kam ich in Bad Kohlgrub an. Mein Gastgeber, ein urbayerischer Typ und richtig gut drauf, begrüßte mich in seinem Idyll.

Nach einer kurzen Dusche musste Toni erstmal etwas bewegt werden. Der arme Kerl lag nun auch gute 8h auf der Rückbank. Wie passend, dass hinter unserer Hütte gleich ein kleiner Wald ist und daneben direkt ein Feld. Und noch passender, dass dort jemand gerade erst gemäht hat.

Toni im Paradies

Genau genommen war der Plan jedoch eigentlich, dass wir zu einer Alm gehen. Schließlich habe ich Essen für Toni mit, für mich jedoch nichts weiter. Mein Gastgeber meinte im verständlichen Bayernslang: Einmal durch den Wald, dann da links und dann gerade aus und dann links und dann bissl leicht links dann gerade dann…. war ich verwirrt. Auch wenn das Feld für Toni schön war, eine Alm war weit und breit nicht zu sehen. Also noch mal zurück – noch mal den Gastgeber gefragt und weniger verwirrt noch mal das Glück versucht.

Es ist halt so, dass man manche Wege kennen muss, um sie als Wege zu erkennen. Ich habe das mal fotografiert und es darf sich jeder selbst fragen, ob er / sie / es da von sich aus einen Weg zu einer Gaststätte vermutet hätte.

Eindeutig ein Weg

Nach wenigen Minuten kam dann eine Orientierungshilfe und mit ihr das gute Gefühl, dass ich nicht gleich am ersten Tag in Bayern verloren gehe.

…und es war doch ein Weg!

Und nur ein paar Schritte entfernt konnte ich dann auch gleich eine kleine Berühmtheit von Bad Kohlgrub bewundern. Der hiesige Sessellift. Oder ist es schon eine Seilbahn? So oder so… ich hab es nicht so mit Höhen und man mag meine Mimik deuten, wie wahrscheinlich es ist, dass ich damit fahre.

„Ja…. nee… eher nich‘ so….“

Ein Stück die Straße runter fand ich eine Gaststätte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob eigentlich nur Einheimische da einkehren. Es war zumindest sehr auffällig, dass um mich herum die Hardcore-Bajuwaren speisten und ich als alter Sau-Preuß deutlich in der Unterzahl bin. Aber wen kümmert sowas? Vor allem bei so einer Aussicht:

Blick vermutlich aufs Hörnle

Ich bin zwar nicht ganz sicher, was ein O’batzer Schnitzel enthält. Allerdings kann ich mit Gewissheit sagen, dass es mir geschmeckt hat. Kleiner Fun Fact am Rande, als ich bezahlen wollte, fragte ich nach, ob EC-Karte okay ist. Mir wurde dann freundlich aber bestimmt mitgeteilt, dass man in Bayern nur Bargeld nimmt. Wieder was gelernt.

Da man im Nachhinein immer schlauer ist, kann ich jetzt schon mal sagen, dass ich dann eine echt dumme Idee hatte.

Aus Gründen…. dachte ich, dass es eine gute Idee ist, den knapp 1500m hohen Hausberg (besagtes Hörnle) noch fix nach dem Essen zu erklimmen. Ich hatte zwar meine Wanderschuhe nicht an und war auch sonst nicht vorbereitet. Aber wie oft sitzt man schon abends in Bayern und kann Ideen schmieden, die einen körperlich zugrunde richten? Richtig…

Nach einer guter halben Stunde bergauf, hab ich mich dann entschlossen heute vielleicht nicht gleich alle Kraftreserven zu verbraten. Wir haben ein Stück über dem Dorf noch eine schön Wiese gefunden. Toni konnte sich noch mal nach Herzenslust wälzen und ich konnte meinen Puls von einem Dauerton zu seinem gewohnten Rhythmus zurückführen.

Toni war auch knülle

Zum Abschluss des Tages und des ersten (doch sehr lang geratenen) Reisetagebuch-Eintrag bin ich noch ein paar Eindrücke von heute und auch dem kleinen Abstecher in der Abendstimmung mit der Drohne.

Habe die Ehre
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