Ég læra islenksu

Wie ich Sprache und Land lerne

Ich habe ausgeschlafen. Also… fast. Ich bin um 6.30 Uhr wach geworden, was immerhin eine Stunde mehr ist, als sonst. Mein erster Weg führte zum Fenster. Der Blick nach draußen war eine Bestätigung, dass der frühe Vogel heute vermutlich keine Würmer fängt sondern eher damit zu tun hat, vom Sturm nicht weggeweht zu werden. Falls es das noch nicht als Lebensweisheit gibt, schlage ich für Island vor: „Der frühe Vogel könnte im horizontalem Regen ersaufen“.

Aber was will man machen? Man freut sich ein gutes Jahr auf den Urlaub und nach dem ersten Tag im Paradies folgt ein zweiter Tag, wo man die Türen vom Auto mit beiden Händen auf- und zumachen muss. Sagen wir einfach, es zählt als Abenteuerurlaub und ist ein weiterer Punkt, warum Island so speziell ist. Rein optisch war es ehrlicherweise gar nicht so schwer, auch diesem Wetter etwas abzugewinnen.

Die Silhouette des Kirkjufell

Natürlich hätte ich den Kirkjufell und seinen dazugehörigen Wasserfall gern noch richtig gesehen. Da die Sicht aber irgendwann kaum mehr als 100m betragen haben dürfte, haben wir beschlossen, dass wir uns diesen Ausflug sparen und lieber die für heute geplante 5-Stunden Tour in die Westfjorde starten.

Die parallele Idee dahinter war, dass wir vielleicht auch dem Sturm etwas wegfahren könnten und dann doch noch den ein oder anderen trockenen Moment erleben werden. Ich darf verraten, wir sind schon Planungsprofis – denn genau so kam es dann.

Die Tour führte uns über eine Schotterpiste quer durch die isländische Walachei. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Hier lauert hinter jeder Kurve und hinter jedem Hügel ein WOW-Moment. Wir fanden einen kleinen Parkplatz mit einer Info-Tafel zu der Region. Wenngleich die Wolkendecke schon bedrohlich näherrückte, der Regen war noch nicht bei uns.

Der Nicht-Regentanz

Man feiert die Feste eben so, wie sie fallen. Beflügelt von diesem regenfreiem Zwischenstopp ging es weiter durch das Niemandsland. Teilweise waren die Straßen doch sehr rustikal. Vor meinem inneren Auge sah ich einen Beamten des deutschen Straßenbau-Amt vor mir, der Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung aufgrund von Straßenschäden organisiert. In Island denkt man sich dagegen, wenn man schnell genug über Löcher drüberfährt, ruckelt das Auto auch nicht.

Das Schöne an solchen Touren ist, dass man Dinge entdeckt, die nicht mal Google kennt. Es gibt immer mal wieder kleine Parkbuchten oder Info-Plätze. Und auch wenn man so gar keine Ahnung hat, was einen da erwartet, man hält reflexartig an und bereut es nie. Ich würde daher auch gern benennen, wie der folgende Wasserfall heißt aber ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung und laut Google Maps gibt es dort keinen Wasserfall.

Beweisfoto, dass da doch ein Wasserfall ist

Leider ist mein Gewissen immer noch nicht ganz rein mit dem Umstand, dass die Blogbeiträge hier insgesamt recht lang anmuten. In unsere Schreiber- / Leserbeziehung bräuchte ich an dieser Stelle also den Vertrauensvorschuss, dass ihr mir glaubt, dass es noch viele solcher Schönheiten auf der Strecke gibt. Auch ohne das ich euch Fotos davon zeige. Vielleicht sollte ich mal ein Buch über diese Reise schreiben…. nur um dann auch genug Platz für alle Bilder zu haben. Ich halte die Idee mal für später fest.

Zurück zum Text. Das Wetter blieb unberechenbar mit Trend zum Regen, als wir in die Westfjorde fuhren. Für geneigte Autofahrer sei gesagt, dass die Strecken dort durchaus anspruchsvoll sein können. Haarnadelkurven mit 20% Steigung / Gefälle bei Matsch und schlechter Sicht. Bevor man aber so richtig Bammel kriegen kann, ist man an den schlimmen Passagen schon vorbei und wieder auf normalen Straßen. Was einen dann erwartet, kann ich einmal mehr nur mit atemberaubend schön beschreiben.

Ein Fjord für uns allein

Der Regen hatte es dort noch nicht über den Kamm geschafft und so hatten wir eine spiegelglatte Wasseroberfläche mit Blick auf das weite Meer, umrahmt von den schroffen Tafelbergen der Westfjorde. Unendlich viele Eindrücke prasseln dort auf einen ein. Gleichzeitig ist es still. Hier und da macht vielleicht mal ein Vogel ein Geräusch aber sonst ist da nichts. Eine Oase der Ruhe.

Die Straße durchs Glück

Ich kann den Gedanken sehr schnell verstehen, warum es Menschen gibt, die sich hier ansiedeln und diese Abgeschiedenheit für sich entdecken. Soviel Ruhe wie hier, gibt es in ganz Berlin zusammen nicht.

Bedenkt man die Sorgen des Morgen, dass der Tag heute dem Wind und Wetter zum Opfer fallen könnte, hatten wir an dieser Stelle die Gewissheit, dass es am Ende alles nur gut werden kann. Mit diesem Wissen ging unsere Reise weiter. Ich hatte in meiner schlauen Karte notiert, dass es an der Südküste der Westfjorde einen Strand gibt, welcher auf den Namen Barðastrandarsandur hört.

Allein wegen der Wassertemperaturen würde ich dort wohl eher nicht baden gehen. Nass wurden wir Dank des Regens trotzdem. Der Sand ist deutlich fester als das, was unsereins von der Ostsee kennt und ich würde sagen, dass er auch eine stärkere Orangenote hat. Aber ich bin kein Sandexperte, von daher mag ich mich da täuschen. Am Ende standen meine Frau und ich allein am Strand und wurden Zeuge wie das Meer kläglich versuchte unsere Füße zu durchnässen. Gibt schlimmere Dinge, wie man sich Zeit vertreiben kann.

Den Tagesabschluss hat dann meine Frau organisiert. Gut, sie hat mehr oder minder wahllos einen Punkt auf meiner Karte angeklickt und auf die Frage „Wo fahren wir eigentlich hin?“ sowas geantwortet wie „Woher soll ich das wissen?“ aber sie hat den Punkt ausgewählt und von daher geht das nächste Highlight auf ihr Konto.

Schiff ahoi

Es sieht nicht nur aus wie eine rostige Ruine eines Schiffs, es ist auch eine rostige Ruine eines Schiffs. Den Schildern nach, war es wohl das erste Stahlschiff Islands und es wurde vor ein paar Jahren bewusst gestrandet. Im Süden von Island gibt es ein mittlerweile weltberühmtes Flugzeugwrack an einem Strand. Ich habe die Faszination darum nie so recht verstanden. Bei dem Schiff hier muss ich sagen, ging mir das in Teilen ähnlich. Ich muss aber auch gestehen, dass es schon etwas gespenstisches hat, wenn man mal neben so einer Menge rostigen Stahl steht. Es würde mich auch nicht wundern, wenn es Geistergeschichten dazu gibt. Vielleicht von im Regensturm ertrunken Vögeln, die nun als rastlose Geister in dem Schiff nach Unterschlupf suchen. Atmosphärisch kann man sich da auf jeden Fall mal eine halbe Stunde aufhalten und einen Eindruck genießen, den man in dieser Form anderswo auch eher selten bis nie bekommen würde.

Der Tag neigte sich dann mehr und mehr dem Ende und so landeten wir mit einem Sack voller neuer Erinnerungen recht platt in unserem Hotel. Hier werden wir jetzt die nächsten zwei Nächte verbringen. Eigentlich wollten wir heute beim Abendessen planen, wo die Reise hingeht. Nachdem wir aber irgendwie in einem Restaurant gelandet sind und der Kellner es beim Piña Colada etwas zu gut meinte, verschieben wir die Planung eben aufs morgige Frühstück. Wie schon gesagt, wir sind Profis und können das 😉

Ach – bevor ich es vergesse. Ich hatte im letzten Blog Fotos vom Mietwagen versprochen. Zwar hätte ich die auch heute wieder vergessen aber dafür hab ich ja meine Frau dabei. Wir haben das Auto übrigens Kiarla getauft. Das i ist halbwegs stumm.

Mit diesen hochinformativen Ende verabschiede ich mich für heute. Morgen soll das Wetter weiterhin unbeständig und eher regnerisch bleiben. Es wäre doch aber gelacht, wenn wir da nicht auch das Beste draus machen, In diesem Sinne.

Habe die Ehre
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2 Kommentare zu „Ég læra islenksu

  1. Keine Drohnenfotos vom Schiff? Das wäre doch DIE Gelegenheit für spannende Perspektiven gewesen 😉 Oder haste und nur noch nich uffe Platte? Ansonsten sehr schöner Beitrag und – nein – das ist nicht zuviel Text. Schöne Kombi aus Text und Bild. Deine Begeisterung kommt gut rüber, aber ab wann ist der Kopf dann voll? LG Harald aus der Sommerfrische. Sonne satt bei 23 Grad 😉

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    1. Doch doch, da gibt es auch Drohnenfotos 😉 Ich hab gestern in sehr kurzer Zeit 4 Akkus leer geflogen 😉

      Danke auch für die warmen Worte. Mir kommen die Texte immer etwas lang vor aber gut, wenn das mindestens für einen passt 🙂

      Viel Spaß dir noch in Krk 😉

      PS: Hier sind 13°C -> hat aber für Sonnenbrand gereicht

      Gefällt 1 Person

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