Gefangenschaft 2.0

Überleben in Island

Tag 2 unserer ungeplanten Urlaubsumplanungskampagne. Der Tag beginnt mit der traurigen Erkenntnis, dass es in der Nacht keine Nordlichter gab. Zumindest nicht bei uns. Aber hey, der Sternenhimmel war hübsch und der Wind blieb großteils vor den Fenstern – also alles gut.

Die zweite Erkenntnis des Tages war: Hier, in unserer Zuflucht, gibt es Hunde. Der Tag gewinnt zumindest gleich mal einen Pluspunkt, wenn morgens ein Hund zum Schmusen vorbeikommt. Die süße Fellnase hat übrigens später andere Leute hier angebellt. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass sie mich schon lieber mag, als andere Menschen.

Sie hat vor mir noch nie Liebe gekriegt… armes Ding

Ehrlicherweise fiel es mir dann doch zunehmend schwerer, das Feststecken zu akzeptieren. Man sitzt im Land, wo man seit Monaten hin möchte, um all die schönen Dinge zu sehen und zu erleben, die es hier zu sehen und erleben gibt, und dann hockt man in Lindarbrekka und macht… ja… was eigentlich? Kaffee trinken und warten. Wer mich kennt weiß, dass Geduld nicht unbedingt zu meinen großen Stärken zählt. Und so erstaunlich das ist, Koffein im Körper macht das nicht besser.

Mir fiel also bereits am zweiten Tag in Gefangenschaft die Decke auf den Kopf. Beinahe im Sekundentakt blickte ich auf road.is und hoffte, dass nach dieser gefühlten Ewigkeit nun eeeendlich mal das rot der Straßensperrung in ein grün der Freiheit wechselt. Aber – nope – nix da. Der Wettergott hat andere Pläne.

Bevor ich komplett die Wände hochgehe, gab es den Plan, dass unsere Urlaubs-WG die Gegend erkundet. Nicht weit von hier soll es einen Fluss geben und direkt vor der Tür ist ja quasi schon das Meer. Also die dicken Sachen angezogen und auf geht’s.

Direkt vor der Tür

Der Wind wehte immer noch spürbar mehr, als er sollte. Es tat trotzdem sehr gut, einfach draußen zu sein. Wenn man noch etwas Positives herausziehen möchte, dann hat meine Frau heute quasi eine kostenfreie Flugstunde erhalten.

Flieg, Murmel, flieg!

Und da die Stimmung mehr und mehr stieg, macht man eben wieder Blödsinn. Die alten Blog-Hasen kennen vielleicht schon die allseits beliebten Schattenspiele. Die durften natürlich auch heute nicht fehlen.

Nicht Ray, sondern unsere Schatten

Bei unserer kleinen Wanderung gab es allerdings auch diverse Anzeichen davon, dass selbst hier, in unserem „sicheren Hafen“ der Sturm ganz schön gewütet hat. Ein Beispiel davon habe ich euch auch per Bild festgehalten.

Das stand gestern noch…

Aber ich möchte gar nicht zuviel auf die Zerstörung eingehen. Es ist schlimm genug, was hier passiert und ich hoffe, dass es für uns einfach bei diesem Schreck bleibt und sich nichts anderes in die Langzeiterinnerung setzen wird.

Ich möchte mich viel lieber daran erinnern, dass wir heute dann mit zwei Leuten, die wir gestern Morgen noch nicht mal kannten, eine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht haben und eine gute Zeit hatten.

Fossá

Mit den gleichen Leute saßen wir dann am Tisch und haben wilde Geschichten bei Stadt, Land, Mord erfunden. Unnötig zu erwähnen (und doch tue ich es), dass auch das eine gute Zeit war.

So waren wir vielleicht auch heute nicht da, wo wir sein wollten, aber so unter dem Strich, fühlt es sich auf jeden Fall nach etwas besserem an, als einer Notlösung. Man feiert die Feste eben doch so, wie sie fallen.

Wir hoffen natürlich trotzdem alle, dass es morgen dann wieder offene Straßen und einen „normalen“ Urlaub gibt. Drückt uns also weiter die Daumen 🙂

In diesem Sinne

Habe die Ehre
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4 Kommentare zu „Gefangenschaft 2.0

  1. Man sieht den Bildern gar nicht an, dass da was los ist. Blauer Himmel, ruhiges Wasser, das Schild habt ihr umgebogen, gibs zu, du willst einfach länger bleiben 😂 Drücke die Daumen, dass es bald wieder losgeht. Wir brechen auch morgen auf Richtung Nordwesten. LG Harald

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