Island drückt unseren Pauseknopf
Heute früh gingen unsere Augen auf aber der Rest vom Körper war noch nicht soweit. Eher träge kamen wir in Zeitlupe aus dem Bett. Den Vorhang aufgemacht und es regnete Bindfäden. Grautöne, die wir sonst nur aus tristen Berliner Tagen kannten waren auf einmal überall. Aber hey, wie oft ist man in Island? Es gab dann also doch noch den Versuch, etwas aus dem Tag zu machen.
Wir wurden allein bei den 10m-Weg zum Auto schon ziemlich nass. Eigentlich beginnt hier gegen 5.30 Uhr die Dämmerung. Das folgende Bild aus dem Auto entstand um kurz nach 8 Uhr. Gibt es heute kein Tageslicht?!

Da sitzt man also etwas benässt in diesem Halblicht und fährt zur ersten Sehenswürdigkeit. Der Stimmung im Auto tat das keinen Abbruch. Allerdings ist es so, dass es in Island eher wenig gibt, was man drinnen bewundert. Für gewöhnlich sind doch alle Wasserfälle draußen. Gleiches gilt für Geysire oder thermalaktive Gebiete generell. Es war also klar, dass das heute auch ein eher nasser Tag bleiben wird. Für Fotos und Videos ist das dann leider auch nicht optimal. Die Drohne fällt bei dem Wetter leider gänzlich raus. Und so offen gesagt, so richtig wachwachwach waren wir immer noch nicht.
Aber egal – wir sitzen im Auto und wir sind auf dem Weg zum Gullfoss. Gull heißt übrigens übersetzt Gold. Der Gullfoss ist damit quasi Namensgeber des isländischen „Golden Circle“. Von Selfoss aus, fährt man die Straße 35 entlang und hat gar keine andere Chance als diverse Highlights mitzunehmen.
Unser erster Stopp sollte der Faxi werden. Es handelt sich dabei um einen nicht allzu hohen, dafür aber recht breiten Wasserfall. Normalerweise zahlt man eine Parkgebühr. Als wir ankamen, war es wohl noch zu früh und zu nass. Jedenfalls waren die Schranken oben und niemand wollte unser Geld. Generell war niemand außer uns da. Etwas Gutes gab es also durch das Wetter doch.

Es war leider auch hier, wo ich feststellen musste, dass die Imprägnierung meiner Regenjacke scheinbar aufgebessert werden müsste. Wo einst das Wasser nur so abperlte, setzte es sich nach und nach in den Stoff. Ich blieb zwar weitestgehend trocken aber es sollte dann nur eine Frage der Zeit sein, bis das Wasser irgendwo doch noch eine Schwachstelle findet. Wir fassen zusammen. Bis hierhin bin ich weder richtig wach, noch mit Tageslicht gesegnet und absehbar auch sehr nass bei knapp 7°C – läuft.
Der Tag wurde mit dieser Erkenntnis zumindest nicht besser. Trotzdem sind wir in Island und wer hier einen schlechten Tag hat, ist am Ende schon auch selbst Schuld.
Für uns ging es daher weiter. Der nächste Stopp sollte der Strokkur werden. Ein Geysir, der fröhlich alle 6-7 Minuten eine beeindruckende Wassersäule gen Himmel jagt. Dazu sei gesagt, dass das wohl eines DER Highlights schlechthin für mich ist. Das ist so ein Ort, da kann man mich morgens hinstellen und abends, wenn man mich abholen möchte, quängel ich „Noch 5 Minuten…“.
Ich finde es so unfassbar beeindruckend was da passiert. Die Energie die da aus der Erde schießt, ist in meinen Augen einfach Wahnsinn. Der Strokkur erlaubt einem dabei, dass man sogar ein wenig in sein Inneres schauen darf. Wer geduldig dasteht und starrt, sieht, wie diese Säule aus dem Erdinneren nach oben schießt. Man spürt den Druck und fühlt für ein paar Momente die Wärme, die da freigelassen wird. Ein Naturspektakel sondergleichen!

Da es immer noch sehr schmuddeliges Wetter war, gab es auch hier kaum Zuschauer. Ich hatte also Gelegenheit recht ungestört 2-3 Ausbrüche zu erleben, ohne das man sich um einen guten Platz Gedanken machen muss.

Wir sind dann noch ein wenig in dem Gebiet rund um den Strokkur spazieren gegangen. Das ist vielleicht nicht ganz so explosiv aber nicht minder spannend. Man findet hier viele heiße Quellen in unterschiedlichen Farben und Formen. Bei schönem Wetter sicherlich auch ein Highlight fürs jedes Fotografenherz.


Außerdem gibt es hier den Ur-Geysir. Der, der allen anderen Geysiren den Namen gegeben hat.

Der Geysir bricht nicht mehr allzu oft aus. Vor Ort erfährt man nur, dass der Geysir ruhend ist und Ausbrüche sehr selten. Im Internet finden sich Angaben, dass er 2-3x pro Jahr ausbricht. Uns war dieses Phänomen heute nicht vergönnt. Schön anzusehen war er trotzdem und wer weiß. vielleicht ja dann beim nächsten mal.
Unsere Tour ging dann zum Gullfoss weiter. Auf dem Parkplatz angekommen, schüttete es mittlerweile wie aus Eimern. Das hatte mit Regen nur noch wenig zu tun. Es erinnerte eher an eine Dusche. Dazu kam dann noch eine sehr steife Brise.
Unerschrocken stiegen wir aus dem Auto und wollten los. Die ersten Schritte waren dabei aber schon sehr unangenehm. Was im Auto nicht sichtbar war, draußen aber sehr deutlich spürbar: Es mischten sich Hagelkörner in den Regen.
Wer zu den Leuten gehört, die sagen „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, dem empfehle ich einen Herbst in Island 😉 Selbst meine GoPro hat nach wenigen Minuten festgestellt, dass das hier nichts taugt und ging einfach nicht mehr an. Wir sind dann kurzerhand in Richtung des Souvenirshops geflüchtet.
Ich kann also vom Gullfoss keine Bilder zeigen und muss auch gestehen, dass wir ihn nur kurz zu Gesicht bekommen haben. Dafür habe ich nun einen neuen Pullover aus Schafswolle.
Wir haben an dieser Stelle auch beschlossen, dass es heute keinen Wert hat, noch mehr Orte anzufahren. Bei dem Wetter holen wir uns eher eine fette Erkältung als ein gutes Urlaubsbild. Also ging es zum frühen Nachmittag wieder ins Hotel.
Es fühlt sich für mich im Urlaub ja immer so an, als ob man etwas unternehmen muss. Ehrlich gesagt war es aber auch einfach schön, mal einen Mittagsschlaf einzulegen, die Postkarten fertig zu schreiben und nicht völlig übermüdet den Blog zu schreiben.
Klar, morgen darf es gern wieder etwas freundlicher sein. Ich würde mir den Strokkur durchaus auch noch mal ohne Regen anschauen wollen. Wir werden sehen, was der Tag bringt. So oder so bin ich aber zuversichtlich, dass auch morgen ein Tag wird, über den ich mich im Nachgang freuen werde 🙂
In diesem Sinne
Habe die Ehre
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