Island in vollen Zügen

Wir fahren den Tank leer…

Dieses Land ist einfach unfassbar schön. Heute haben wir den Punkt erreicht, wo mein Kopf gesagt hat, dass Reizüberflutung nach 1,5 Wochen müde macht. Ich bin ihm dafür nicht mal böse. Wir sahen einen Flußlauf von oben, standen am Wasserfall und sahen dann, wie Wolken einen Gletscher enthüllten. All das in circa 20 Minuten und nachdem die 12 Stunden zuvor auch schon alles unbeschreiblich schön war.

Ich sitze heute also wieder völlig übermüdet vor dem Laptop, schaue mir Bilder an und schreibe einen Blog. Auch heute wird es Schreibfehler geben, auch heute werde ich sie vermutlich nicht bemerken. Seht es mir nach. Die Priorität liegt auf dem Urlaub und weniger auf der Grammatik.

Als erste Amtshandlung sind wir heute früh nach Hjörleifshöfði gefahren. Eine kleine Buckelpiste führt einen in ein Niemandsland mit schwarzem Steinstrand. Der Strand zieht sich sehr viele Kilometer bevor Wasser kommt. Wir fahren da allerdings auch nicht wegen dem Wasser hin, sondern weil es dort eine Höhle gibt.

Höhleneingang mit Zyklopenauge

Man kann hier theoretisch auch über diesen Berg wandern und hätte eine großartige Aussicht. Aber einerseits war uns nicht zum wandern zumute und andererseits hatten wir noch ein volles Programm. Es ging daher wieder ins Auto und Richtung Westen.

Kurz hinter Vik haben wir das Thema wandern dann doch noch mal kurz aufgemacht. An einem Rastplatz war eine Leiter über den Zaun und es ging malerisch eine Wiese entlang. Ein Trampelpfad verriet, dass dieser Weg nicht nur von Schafen gegangen wird.

Trampel auf dem Pfad

Nach ein paar Minuten konnte man dann auf einen kleinen Fluß blicken. Dieser für sich war für isländische Verhältnisse nichts besonderes. Für den Großstädter in mir, war es ein weiteres Idyll und der Beweis, dass Island einfach überall und immer schön ist.

Doch zurück zum ursprünglichen Plan. Wir wollten nach Reynisfjara. Besser bekannt als Schwarzer Sandstrand. Der Strand ist für sich ein Sammelbecken an Hinguckern. Das beginnt mit Basaltsäulen, einer großen Höhle und offensichtlich mit schwarzem Strand.

Steinerne Trolle

Es gibt also viel zu sehen. Und das ist auch wichtig für mich gewessen. Denn meine Frau steht dann gern mal angewurzelt irgendwo und macht Aufnahmen (der Plural ist hierbei sehr wichtig). Ja und ich, ich schaue mir dann alles an. Manchmal werden wir recht zeitgleich fertig, heute nicht. Ich möchte aber auch, dass sie möglichst viele schöne Bilder macht. Das hieß also für mich, dass ich mich beschäftigen muss.

Mein Zentrum für gehässiges Kichern hatte Hochkonjunktur beim beobachten von Menschen, die nicht rechtzeitig vor Wellen flüchteten und nasse Füße bekamen. Ich wollte dann aber doch lieber etwas anderes machen. So entstanden heute am Reynisfjara ein paar Steintürme.

Hochstapler am Reynisfjara

Ich finde ja, dass sie wirklich gut gelungen sind. Mich freut auch der Gedanke, dass irgendein Tourist meine Werke bestimmt fotografiert hat. Es ist ja nicht leicht, aber ich würde unterstellen, dass ich damit Island sogar noch ein wenig schöner gemacht habe.

Wir bleiben bei schwarzen Stränden, sind aber gute 20 Minuten weiter im Westen. Unser Weg führte uns zu den Aussichtspunkten des Vogelschutzgebietes Dyrhólaey. Zuerst waren wir beim Leuchtturm. Hier gibt es einen kleinen Rundkurs, von dem man sehr erhöht einen guten und weiten Blick in alle Richtung hat.

Schwarzer Strand bis zum Horizont

Danach waren wir beim zweiten Abschnitt und konnten einmal mehr bewundern, wie das Meer gegen Felsen schlägt. Auch hier bietet sich eine fantastische Aussicht. Wir konnten so auch noch mal die Trolle vom Scharzen Sandstrand sehen.

Doch genug von Stränden. Es ging weiter zu einem Wasserfall. Der Skógafoss! Das ist schon wirklich ein sehr hübscher und fotogener Wasserfall. Quasi die Ursprungsform des Bilderbuch-Wasserfalls Hier passt einfach alles. Das Wasser rauscht aus einer guten Höhe in einem dichten Vorhang gen Boden. Nach ein paar Metern Getöse, hat man einen ruhigen Fluss.

Waldwasserfall ohne Wald

Da der Skógafoss sehr gut eingebunden ist, findet sich unweit vom Wasserfall ein Restaurant, welches wir aus der Vergangenheit in guter Erinnerung hatten. Es gab dann einen Salat und ein Lammbein. Ich sag nicht, wer was gegessen hat. Aber die Kellnerin hat mir fälschlicherweise das Lamm hingestellt… 😉

Gestärkt fuhren wir zum Seljalandsfoss. Für viele wohl der Inbegriff des isländischen Wasserfalls. Ich fahre da auch immer wieder gern hin, weil es mir die Erinnerung aufruft, wie man damals das erste mal hier war. Gleichzeitig werde ich wohl alt. Es reizt mich eigentlich gar nicht mehr, hinter den Wasserfall zu gehen. Man wird letztlich nur nass und viel zu sehen gibt es auch nicht. Aber hey, ich kann das auch so daher sagen. eben weil ich schon 2x die Runde hinter den Wasserfall gemacht habe.

Kein Schatz hinterm Wasserfall

Heute blieb es bei der Frontalansicht und eben der Erkenntnis, dass man vielleicht zu alt für manchen Kram wird. So sehr das für Spaziergänge hinter Wasserfälle zählen mag, für Fahrten auf rauen Straßen zählt das nicht. Wenn man mit 80km/h über Schotter und Staub fährt, sieht das sehr spektakulär aus. Man ist dann Sperrspitze einer riesigen Wolke. Auf dem Weg fanden wir dann noch einen hübschen Aussichtspunkt.

Hübsch von oben

Kleine Geschichte dazu: Ich war kaum in der Luft und flog ein paar Hundert Meter über diese matschige Flusslandschaft. Binnen weniger Sekunde sprach meine Fernbedienung zu mir:

  • Schwaches Bildsignal
  • Schwaches GPS
  • Schwaches Signal zur Fernbedienung
  • Fluggerät ist nicht verbunden!

Der Bildschirm wurde grau und ich befürchtete das Schlimmste. Meine Drohne… versenkt in einem Fluß, der nicht mal richtig Wasser führt. Ich drückte wie ein Bekloppter den „Komm nach Haus“ Knopf der Kamera und war wirklich sehr erleichtert, als ich nach kurzer Zeit wieder das nervige Surren der Propeller hörte. Ich weiß letztlich nicht, ob der Berg die Signale gestört hat oder woran es sonst lang. Wir sind aber dann doch recht schnell weiter gefahren.

Das letzte große Ziel des Tages sollte einer meiner Lieblings-Wasserfälle werden. Namentlich der Gluggafoss. Der Gluggafoss ist aus zwei Gründen einer meiner Lieblinge.

  1. Er ist bildschön
  2. Es sind hier nie mehr als eine handvoll Menschen
Glugga = Fensster

Ich mag diesen Wasserfall einfach. Er ist nicht der höchste, schnellste, lauteste oder sonstein Superlativ. Er ist einfach nur schön. Ich kann das auch gar nicht erklären aber ich finde, dass der Wasserfall mit all seiner Kraft trotzdem etwas sehr ruhiges ausstrahlt. Vielleicht liegt das aber auch einfach alles an den fehlenden Menschen 😉

Ja und dann dreht man sich um, will zum Auto gehen weil man merkt, dass der Tag doch schon wieder sehr lang geworden ist und sieht…

Vorhang auf für den Gletscher

Und da ist sie auch schon, die Reizüberflutung. Ich werde sehr sicher auch heute Nacht wieder schlafen wie ein Stein. Auch deshalb, weil wir morgen sehr sicher wieder ein strammes Programm durchziehen werden. Island hat einfach soviel zu bieten und wir wollen soviel mitnehmen, wie möglich.

In diesem Sinne

Habe die Ehre
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2 Kommentare zu „Island in vollen Zügen

  1. Den RTH Knopf drücken macht vermutlich eh keinen Sinn, wenn die Verbindung unterbrochen ist, oder? Die Drohne soll das ja selbst merken und dann von sich aus zurückkommen, was sie ja auch gemacht hat 😉 Aber so kurz vorm Herzkasper ist man ja trotzdem jedesmal, ich kenne das nur zu gut 🙂

    Tolle Bilder wieder, auch und natürlich die Polarlichter. Müssen nächstes Jahr mal einen Diaabend machen 😂 LG Harald

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