Nur besser!
Wir spulen kurz zurück und betrachten den gestrigen Tag. Da waren wir müde, durchnässt und nach Faxifoss und Strokkur wurde die Touri-Tour dann doch aufgrund der Umstände beendet. Auf der Habenseite steht: Wir haben gut geschlafen und konnten die durchaus strapazierten Kraftreserven unserer Körper wieder etwas auftanken. Wir waren außerdem relativ zeitig im Bett und haben es dann heute trotzdem geschafft, bis kurz nach 8 Uhr in eben jenem zu bleiben. Also noch ein Mü mehr Energie für den Tag.
Und wie abgesprochen, hat Island uns dann angeboten, dass zum späten Vormittag das Wetter wieder gut wird. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Ab ins Auto und los geht es. Wir starten mit der gleichen Route wie gestern, nur heute nicht im strömenden Regen!
Der erste Stopp war der Faxifoss. Wenn es nicht schüttet wie doof, kommen hier sogar Reisebusse her. Wir hatten das Glück, dass wir diese Erkenntnis aber erst bekamen, nachdem wir mit unseren Fotos im groben Ganzen durch waren.

Wir müssten heute tatsächlich auch eine Parkgebühr bezahlen. Es nährt sich der Verdacht, dass die Schranke gestern wirklich wetterbedingt einfach oben blieb. Aber die 700 ISK (knapp 5 Euro) tun mir auch nicht weh. Zumal wir ja gestern nichts bezahlt haben. Wenn für das Geld (so wie hier) die ganze Anlage gehegt und gepflegt wird, find ich das auch fair, dafür was zu bezahlen.
Wer gestern aufgepasst hat, weiß, was als nächstes kommt. Mein Liebling, der Strokkur. Ohne Regen stehe ich noch lieber dort. Heute war es, als ob der Strokkur ein wenig Schabernack spielen wollte. Mal standen wir gute 10 Minuten da und es kam kein Ausbruch sondern nur ein kleines Pupsilein. Beim nächsten mal ein 15-20m hohe Fontäne gefolgt von gleich noch einem Ausbruch. Der Strokkur ist und bleibt der schiere Wahnsinn.

Zu diesem Zeitpunkt konnten wir schon solide festhalten, dass die Sehenswürdigkeiten deutlich mehr Spaß machen, als sie es noch gestern taten. Die Sonne versuchte sich hier und da durchzukämpfen aber die Hauptsache war, wir blieben trocken. Man kann auch mal Fotos machen ohne erstmal die Linse zu trocknen. Gründe genug auch noch mal die Umgebung des Strokkurs zu erkunden.


Wir waren noch mal bei diversen heißen Basins und auch beim großen Geysir. Der blieb leider auch heute inaktiv aber fürs nächste mal habe ich ein ganz gutes Gefühl. Wann auch immer das sein wird. 😉
Ab jetzt seht ihr dann auch Bilder von Gegenden, wo es gestern keine Bilder von uns gab.
Den Start macht der Gullfoss. Hier wehte uns gestern noch Hagel entgegen. Heute war der Wind zwar auch nicht ohne aber es war auszuhalten. Beim Gullfoss gibt es mehrere Aussichtspunkte (unten / oben) und wir haben sie alle abgeklappert.

Wobei wir einen Spot ausgelassen haben. Es gibt direkt am Knick noch ein Plateau. Man steht dort unmittelbar am Getöse. Da wir aber gestern ausreichend nass geworden sind, haben wir das heute gelassen. Der Eindruck vom Gullfoss war auch so gigantisch.
Für uns ging es dann weiter zu einem Wasserfall, den ich mit Fug und Recht als Herzensangelegenheit beschreiben würde. Der Hjálparfoss liegt etwas abseits von den prominenten Touristenrouten. Es handelt sich hierbei um einen Wasserfall, den wir damals (2018) noch über eine sehr spartanische Schotterpiste erreicht haben. Damals war das einer der ersten Wasserfälle, der uns das Abenteuer Island näher gebracht hat. Heute führt eine gut ausgebaute Straße zum Wasserfall und viel Abenteuer gibt es damit nicht mehr auf der Strecke. An unserer Zuneigung ändert das aber nichts.

Ein bis zwei andere Autos haben sich noch zu dem Wasserfall verirrt. Für unseren romantischen Moment voller Nostalgie hat das dennoch gereicht. Ich saß eine Weile auf einem Stein und freute mich, dass ich einmal mehr an diesem Sehnsuchtsort sein darf. Das Leben ist gut.
Der Tag war damit aber noch lange nicht zu Ende. Unweit des Hjálparfoss gibt es nämlich noch einen kleinen Hügel. Ich weiß gar nicht, ob es für diesen Ort einen Namen gibt. Ein Schild steht zumindest nicht da und ich behaupte jetzt einfach mal, wenn man den Ort nicht von irgendwem empfohlen bekommt, findet man ihn auch nicht.

Man schaut hier aus einer ordentlichen Höhe kilometerweit über die Einsamkeit Islands. Am Horizont erkennt man gut den Eyjafjallajökull (ja, genau den Vulkan mit dem furchtbaren Namen, der damals Europas Flugverkehr lahmgelegt hat). Auch diesen Ort kennen wir nun schon über vier Jahre und jedes mal wenn wir herkommen, fühlt es sich an, wie nach Hause zu kommen. Es ist einfach nur schön.
Als letztes Ziel des heutigen Tages haben wir uns Þingvellir vorgenommen. Der Nationalpark ist vor allem bekannt durch die Silfra-Spalte. Also jene Spalte, wo die eurasische- und die nordamerikanische Erdplatte auseinanderdriften. So faszinierend dieses tektonische Phänomen sein mag, wir genießen noch lieber andere Stellen des Parks.
Das geht mit der Einfahrt los. Überall schroffes Gestein, welches gern mal von Moos bedeckt wird. Man hört hier und dort Vögel und alles wirkt sehr ursprünglich. Es würde einen wohl auch nicht wundern, wenn auf einmal ein Dinosaurier vor einem steht.

Hier und da gibt es dann Parkplätze. Von einem von ihnen sind wir losgewandert. Unser Ziel war der Öxarárfoss. Soweit ich weiß, wurde der Wasserfall vor anno dazumal von Menschenhand angelegt. Es ist ja nicht so, als gäbe es in Island nicht schon genug eindrucksvolle Wasserfälle.
Soweit ich weiß, war Þingvellir der Ort, wo die Stammesführer zusammenkamen. Es wurden Rechte gesprochen, Urteile gefällt und sogar so manch ein demokratischer Gedanke ins Leben gerufen. Und wer würde es den Leute verdenken, wenn man sich irgendwann mal von Politik gelangweilt wegdreht, schaut man lieber auf einen Wasserfall. Mein Verständnis hat das.
Ein paar hundert Jahre später sind die Stammesführer meiner Frau und ihrer Kamera gewichen. Ist für alle Parteien auch besser so.

Für mich wird es wohl auf ewig ein Rätsel bleiben, wie manche Menschen einen Wasserfall sehen und sich denken „Hier ist ein guter Ort für Langzeitbelichtung“. Ich muss aber gestehen, dass mir das Ergebnis gefällt und von daher stehe ich auch gern mal 20 Minuten unbeteiligt in der Gegend rum, staune über den Wasserfall und lass meine Frau ihr Kamera-Voodoo betreiben.
Wir haben dann noch einen kleinen Spaziergang eingelegt. Man kann vom Öxarárfoss einmal geradewegs durch einen Minischlucht oder größere Felsspalte gehen. Links und rechts von einem laufen Naturwände entlang. Auch hier wieder Moos auf schroffen Stein. Man fühlt sehr deutlich, dass das ein alter und vor allem besonderer Ort ist.

So langsam zog sich dann über uns wieder der Himmel zu. Wir haben in diesem Urlaub bereits ausführlich Erfahrungen gesammelt, dass man solche Warnzeichen ernstnehmen sollte. Da unser Tag auch schon wieder sehr lang wurde, ging es damit ins Auto und zurück ins Hotel.
Kaum das wir losgefahren sind, kamen schon die ersten Regentropfen. Glück gehabt! Kurz vor unserem Hotel hatte Island dann noch eine Kleinigkeit für uns vorbereitet. Unterhalb der Regenwolken ging die Sonne als wabernder Feuerball unter.

Ich fühle mich dann schnell so, als ob mir Island auf die Schulter klopft. Heute alles richtig gemacht. Wieder viel gesehen, wieder viel genossen. Das Leben meint es hier sehr gut mit uns.
Morgen verlassen wir dann Selfoss. Es geht zum letzten Stopp nach Keflavik. Am Sonntag fliegen wir dann zurück nach Berlin. Ein wenig schwingt dieser Gedanke schon in den Tag mit rein. Wir werden trotzdem versuchen, noch mal das Beste aus allem rauszuholen, sodass Island auch morgen stolz auf uns sein kann 😉
In diesem Sinne
Habe die Ehre
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Wieder wundervolle Bilder. Geniesst die restliche Zeit!
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Danke, dass tun wir ausgiebig 🙂
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Das habe ich mir gedacht 🙂
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