2,5 Wochen an einem Tag

Wer kann, der kann

Als wir Island heute früh fragten, auf welches Wetter es Lust hat, sagte es einfach „Ja!“ und genau so kam es dann auch. Meine innere Uhr hat gegen 4 Uhr Ortszeit beschlossen, dass Zeitverschiebung etwas für Leute ist, die im Urlaub nichts erleben wollen. Meine Frau Gattin lag noch im Bett als ich die ersten Schritte durch die Umgebung machte. Gestern von uns unbemerkt, stellte ich fest, dass hinter unserem Häuschen ein Wasserfall ist. Der Morgen begann also kurzgefasst sehr gut. Allerdings tröpfelte es ein wenig. Schnell stand ich also wieder Drinnen und der Morgen nahm seinen Lauf. Duschen, Frühstück und Zack saßen wir im Auto. Das erste Ziel – Hraunfossar.

Hraunfossar heißt sinngemäß „Lava Fall“

Der erste Wasserfall ist gleich etwas ganz Besonderes. Hier fällt das Wasser nicht aus sonderlich großer Höhe. Es ist auch verglichen mit anderen Fällen nicht viel. Aber dafür kommt es quasi direkt aus den Steinen.

Da es immer noch regnete und der Tag noch recht jung war, standen wir allein an diesem Phänomen. Und weil so Phänomene in Island eher selten Einzelkinder sind, befindet sich ein paar Meter neben dem Hraunfossar der Barnafoss.

Der Sage nach sind mal zwei Kinder in den Wasserfall gefallen und so wurde aus dem namenlosen Wasser der Barnafoss („Kinderwasserfall“). In einem Anflug von Kreativität habe ich dazu eine Selfie aus der Vogelperspektive.

Vogel aus Vogelperspektive

Wir sind dann zurück zum Auto und hatten den Plan, dass wir uns schon mal grob zur Halbinsel Snæfellsnes bewegen. Auf besagter Halbinsel befindet sich nämlich nicht nur unsere nächste Unterkunft sondern auch diverse Sehenswürdigkeiten.

Auf dem Weg dorthin, haben wir dann allerdings erstmal Spaß an etwas anderem gehabt. Es schneite. Ja, denn Schnee hatten wir so in live noch nie in Island. Und nun haltet euch fest: Er ist auch hier kalt.

Der „Lass lieber wieder ins Auto“ Blick – synchron ausgeführt

Zugegeben, der Schnee hielt nicht lange und wechselte recht schnell wieder in seine Regenform. Trotzdem können wir „Selfie im Schnee von Island“ nun von der Bucketliste streichen.

Unser nächstes Ziel war der Robbenstrand „Ytri Tunga“. Letztes Jahr saßen wir dort und es gab keine einzige Robbe zu sehen. Heute startete das Ganze auch so. Ich saß dort und schaute robbenlos aufs weite Meer.

We will, we will, Robb you

Doch dann geschah es. Es platschte etwas im Wasser. Ein Robbenkopf kam hervor und scannte die Umgebung. Offensichtlich wirken wir nicht bedrohlich, denn kurz danach kamen ein paar seiner Freunde dazu. Und während ein paar Robben keine 50m von uns entfernt spielten, hatten ein paar andere die Idee, dass sie schon immer mal auf einem Stein liegen wollten. Warum auch nicht? Die Sonne kam raus und der Wind macht einem Tier, was bei 2°C Wassertemperatur Spaß hat, wohl eher nichts aus.

Robb’n Roll

Der Robbenstrand war ein voller Erfolg. Nicht nur, dass wir Robben gesehen haben, mittlerweile schien die Sonne. Gut, es war sehr windig – aber irgendwas ist ja immer. Wir sind mit dem Glücksgefühl über das Erlebte zurück ins Auto und weiter zum Bjarnafoss.

Bjarnafoss vom Parkplatz

Hier waren wir in der Vergangenheit schon mehrmals. Allerdings war heute das erste mal, mit gutem Wetter. Da der Bjarnafoss nicht so irre viel Wasser fallen lässt, verweht sein Schweif sehr gern fotogen in der Umgebung. Ein gefundenes Fressen für meine Frau und ihre Kamera. Für mich ein schöner Moment, um auf einer Bank mal 5 Minuten die Augen zu schließen. Zum Schlafen hat es nicht gereicht, doch kann ich sagen, dass es eine tiefe Ruhe gibt, wenn man einen Wasserfall hört und einem die Sonne ins Gesicht scheint.

Weil Snæfellsnes aber eben sehr zu viel bieten hat und ich auch nicht gleich am ersten Tag schlappmachen will, ging es für uns dann weiter in Richtung der Klippen. Genauer gesagt haben wir diverse Steinformationen besucht. Nennenswert hier sind auf jeden Fall der / die / das Gatklettur

Gatklettur

und ein paar Autominuten später – Londranger

Londranger im Gegenlicht

Der Wind war hier durch die Küstennähe natürlich noch mal stärker. Und so spannend solche Felsformationen sind, wir wollten dann doch weiter. Allerdings ergab es sich dann, dass meine Frau den Ruf der Natur hörte. Ich dagegen, ich wollte kitschige Urlaubsbilder machen und hab dafür eine isländische Flagge als Objekt der Begierde auserkoren.

Man muss sich das so vorstellen, dass es quasi ununterbrochen Orkanböen gab…. bis auf die Momente, wo ich Bilder gemacht habe. Meine Erfolge als Galerie.

Es kann ja aber auch nicht alles klappen. Immerhin hatte der Wind / Nicht-Wind aber auch dafür gesorgt, dass die Bergkämme des Snæfellsjökull sehr schön zu sehen waren. Meine Frau konnte sich gar nicht satt sehen und auch ich muss gestehen, das war schon sehr hübsch.

Schleichwerbung für Schneekoppe

Unser vorletzter Punkt vom Tagesprogramm sollte uns dann an den Strand führen. Genauer gesagt an einen Ort mit dem wunderschönem Namen „Djúpalónssandur“. Zwar gibt es hier eine Aussichtsplattform, welche im Grunde das Wesentliche zeigt, was man von einem Strand erwartet (Strand + Wasser). Ich würde aber jedem empfehlen, den längeren Weg direkt an den Strand zu gehen. Denn wer sich nicht zu schade ist, die rustikale Strecke zu probieren, wird auf jeden Fall belohnt.

Als erstes schlendert man durch etwas, was ich am ehesten als Elfen-Garten beschreiben würde. Überall sind kleine verwinkelte Gänge und überwucherte Steine. Es hat etwas zauberhaftes an sich.

Elfen oder Trolle?

Nach vielleicht 15 Minuten steht man dann an einem Steinstrand. Eine Infotafel erklärt, dass hier noch immer Wrackteile rumliegen. Einst ist ein britisches Schiff hier verunglückt und hat mehrere Männer in den Tod gerissen, Warum die Schiffsreste dann unter Denkmalschutz gestellt wurden, kann ich nun nicht erklären. Muss ich ja aber auch gar nicht. Denn ich bin ja für den Strand hier und nicht für Gruselgeschichten.

Der Strand selbst ruft einem aber doch noch mal die Infotafel ins Gedächtnis. Hier knallen meterhohe Wellen mit brachialer Gewalt an Steine. Es braucht kaum Phantasie, um zu sehen, dass der Ozean hier keine Freunde sucht.

Es ist ein beeindruckendes Naturschauspiel und mit sicherem Abstand saßen wir eine Weile dort und staunten, was Mutter Natur doch für grimmige, spektakuläre Züge haben kann.

Well Well Welle…

Den vermeintlichen Schlusspunkt unserer Tour sollte der Svöðufoss werden. Letztes Jahr habe ich mir auf dem offenem Feld vor dem Wasserfall ziemlich doll Zug im Auge geholt und bin dann ein paar Tage mit einem roten Auge rumgelaufen Heute war es zwar sehr windig aber Dank zweier Kapuzen sind meine Augen unbeschadet geblieben.

Approved by Urlauber

Wir waren auch hier ganz allein und ehrlich gesagt, sitzt man dann auch einfach mal gern dort, schaut sich um und freut sich darüber, was für ein privilegiertes Leben man führen darf.

Doch bevor es sentimental werden konnte, ging es zurück zum Auto und nun doch endlich mal zum eigentlichen Ziel: Unserer Unterkunft. Auf dem Weg dorthin sind wir dann aber irgendwie in die Verlegenheit gekommen, dass wir Werbefotos machen mussten.

Der neue Toyota RAV4!

Ja und dann, dann kommt man doch irgendwann an und stellt fest, dass die Unterkunft einen der beliebtesten Berge Islands zum Nachbarn hat. Aus unserem Cottage heraus, sehen wir den Kirkjufell.

Isser nicht schön?

Und das war der Tag dann. Gute 14h auf Achse und eine Halbinsel erkundet. Die Füße qualmen und aus dem Off höre ich das Bett rufen. Gleichzeitig sehe ich bereits, wie meine innere Uhr auch morgen wieder in der Früh dasitzen wird und mit einem Hauch von passiver Aggressivität fragt „Machen wir heute noch was?“. Es wird eine gute Zeit, soviel steht fest.

In diesem Sinne

Habe die Ehre
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