Island ist nicht Hollywood

Ein Happy-End ist trotzdem möglich

In einem Blockbuster kann man sich auf recht viel verlassen. Zum einen gibt es spektakuläre Bilder und zum anderen sind die Hauptdarsteller wahlweise fotogen oder liebenswert – manchmal gar beides. Bis hierhin gibt es kaum Unterschiede zu unserem Island. Aber habt ihr schon mal einen Hollywood-Streifen gesehen, wo die Heldin nach der ersten halben Stunde sagt: „Heute ist doof, mein Hals kratzt, die Gliedmaßen tun weh und der Kopf dröhnt.“ und statt den Bösewicht zu jagen, legt sie sich lieber auf den Beifahrersitz und versucht zwischen Husten und Naseputzen ein wenig Schlaf zu finden?

Wer hätte ahnen können, dass radikal-wechselnde Temperaturen und ein nasskaltes Gesamtambiente eher nicht förderlich für das Immunsystem ist? Meine Frau Gattin hat es nun leider doch ziemlich entschärft. Schöner Mist!

Zu ihrem Unglück war heute allerdings ein Tag, wo wir recht viel Strecke zurücklegen mussten. Wir haben versucht aus der Not eine Tugend zu machen. Ich bin bei Fotostopps mitunter einfach allein raus gegangen oder – und ich muss sagen, dass das generell Potential für die Zukunft hat – ich flieg die Drohne einfach vom Fahrersitz aus.

Namentlich war unser Ziel heute Patreksfjörður in den Westfjorden. Die Fahrt dauert bequem 3-4h. Dank Islands Sehenswürdigkeiten wurden allerdings trotz aller Widrigkeiten fast 8h Fahrt daraus. Die Umstände mögen blöd sein – die Natur ist es aber nach wie vor nicht und selbstredend habe ich Beweismaterial dabei.

Ausfahrt von Snæfellsnes

Dankenswerterweise hat mein Frau immer mal wieder die Fahrt gefilmt. Das mag von der Atmosphäre her nicht das Hochglanzidyll sein, was man in einem Reiseführer erwartet. Andererseits sind wir in einem Tagebuch und Hand aufs Herz – ein Urlaub, der nicht ganz unwesentlich aus Roadtrip besteht, braucht auch Fotos durch die Windschutzscheibe. Wer braucht schon Hochglanz, wenn man authentisch sein kann?

In den Bergen von Stykkishólmur

Tatsächlich gehört das schnelle Foto oder Filmen aus dem Auto heraus mittlerweile zum guten Ton. Am Ende eines solchen Urlaubs habe ich bequem mehrere Stunden Filmmaterial von den Straßen Islands. Ich mache mir sogar die Mühe und schneide mir dann für einen Urlaubsfilm die besten Passagen raus. Ich stehe zu meinen Macken.

Übrigens, wer sich fragt, was für Wetter das auf den beiden ersten Bildern ist. So sieht es in Island aus, wenn

  • es gelegentlich Sprühregen regnet
    • unterhalb einer leichten Wolkendecke,
      • welche sich unter einen größeren Wolkenschicht befindet
        • während die Sonne richtig kräftig sichtbar scheint
          • und es nebenbei windig ist.

Es gibt aber auch normale Bilder zu sehen.

Das normale Schön

Und neben all der Natur findet man auf solchen Touren auch gern mal ein Denkmal oder irgendwas kulturell anspruchsvolles. Als bekennender Kulturbanause kann ich sagen, dass ich aus Prinzip anhalte und mir den isländischen Text durchlese und mich dann punktuell über jedes Wort freue, was ich verstehe. So richtig „Gedenken“ passiert sonst bei mir allerdings an diesen Orten eher nicht.

Vielleicht hätte ich den Absatz irgendwie reizvoller Gestalten sollen. Wir waren nämlich bei der Gedenkstätte von Jón Johnson. Das war ein isländischer Sänger irgendwann Anfang der 1900er Jahre und bestimmt hatte er damals richtig gute Hits. Ich habe aber noch nie von ihm gehört, was für einen Sänger wohl in vielerlei Hinsicht blöd ist. Auf der Habenseite hat seine Stätte es aber nun in diesen Blog geschafft und in Summe macht es ihn damit wohl berühmter.

Nicht auf Spotify…

Und was fehlt neben endlosem Panorama und dem Denkmal? Richtig, die Wasserfälle. Es bedarf wohl keiner separaten Erklärung, dass wir natürlich auch Wasserfälle auf dem Weg hatten. Wie der Zufall es wollte, erinnerten wir uns an eine namenlose Schönheit, die wir bereits letztes Jahr entdeckten.

Namenlos im Nirgendwo

Dieses mal wollte ich unbedingt herausfinden, wie der Wasserfall heißt und bin wieder gescheitert. Das ist auch deshalb bitter, weil vor dem Wasserfall ein Parkplatz ist, welcher ein Schild beheimatet. Und während überall in Island auf solchen Schildern der Name des Objekts steht, welches man sieht, steht hier einfach eine isländische Sage – großartig.

Nun kenne ich zwar die Geschichte von Laxdæla in groben Zügen (zwei beste Freunde verlieben sich ins gleiche Mädchen und töten sich gegenseitig) aber bin immer noch nicht schlauer, was den Namen angeht.

Vielleicht ist es auch so ein isländisches Ding, dass man Namen nicht kennt. Denn wenn ich nicht weiß, wie etwas heißt, könnte ich mühsam erklären, wo genau ich welches Bild gemacht habe – oder – ich zeig es einfach und wir leben damit, dass nur ich diesen Platz jemals wiederfinde. Speziell beim nächsten Bild würde dazu gestatten, dass etwas Neid beim Leser entsteht.

Allein den Westfjorden

Ich bin dann heute zwischendurch auch einfach mal so einen Drohnenakku am Stück leergefolgen. Gott sei Dank habe ich davon ein paar mehr. Die Westfjorde sind aber jetzt schon unfassbar schön und wenn es nicht gerade regnet, kann man hier aus der Luft sicherlich noch viele schönere Schnappschüsse machen.

Da es dann aber eben doch anfing zu regnen, sind wir zum Hotel gefahren.

Am Ende von Patreksfjörður

Während ich diese Zeilen tippe, schlummert meine bessere Hälfte bereits hinter mir. Drückt die Daumen, dass die Kraft morgen reicht, um ein wenig durch die Insel zu tängeln. Denn was ich auch noch berichten kann: Heute Abend dachte ich so bei mir „Hey, noch eine kleinere Runde“ und während meine Frau aus offensichtlichen Gründen lieber schlafen wollte, bin ich noch mal kurz losgefahren.

Ich sags mal so, es regnete, ich hatte keine Gesellschaft im Auto und wenngleich Island schön war, es fühlte sich nicht richtig an.

Von daher werden wir morgen zu zweit los oder einfach mal den Tag in den Westfjorden für Postkarten nutzen. So oder so – wir werden das Beste aus der Zeit machen. Zumal unser Zimmer hier direkten Blick aufs Wasser hat. Was soll da noch schiefgehen?

In diesem Sinne

Habe die Ehre
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2 Kommentare zu „Island ist nicht Hollywood

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