Und vielleicht ein bisschen Tagebuch
Es soll ja Menschen geben, die Urlaub hören und an Entspannung denken. Ich will da nicht so sein, denn Entspannung hat sicherlich eine Daseinsberechtigung in einem Urlaub. Trotzdem – vielleicht liegt es am internationalem Verständnis unseren deutschen Genpools – aber ich glaube, dass es im Urlaub auch Regeln und Pflichten gibt und man als guter Urlauber angehalten ist, sich entsprechend zu verhalten. Ich möchte im heutigen Beitrag näherbringen, was genau sich hinter diesem Gedanken verbirgt.
Regel Nummer 1: Wenn ein Hund sich auf den Rücken legt, wird der Bauch gestreichelt!
Als wir heute früh das Hotel verlassen wollten, saßen im Eingangsbereich zwei Fellnasen. Ein etwas betagteres Modell mit sehr viel Ruhe und ein jüngeres Exemplar mit viel zu viel Energie. Beide waren sofort sehr an mir interessiert und wen wundert es, das Interesse beruhte auf Gegenseitigkeit.
Es dauert nicht lange und meine neuen Freunde lagen auf dem Rücken und signalisierten, dass sie vor mir noch nie Liebe erfahren haben.

Und welch ein Unmensch würde an dieser Stelle nicht zustimmen, dass Regel Nummer 1 damit eine sehr wichtige ist? Wer so flauschig daliegt, muss einfach gekrault werden!
Regel Nummer 2: Ein Regenbogen muss immer fotografiert werden!
Den Wind erwähne ich aus Prinzip schon nicht mehr. Das Wetter war insgesamt einmal mehr wundervoll. Die Sonne schien und der Himmel zeigte sich im kräftigen Blau mit ein paar einzelnen Wolken. Genau jene paar Wolken reichten jedoch aus, um den ein oder anderen Tropfen Regen fallen zu lassen. Ehrlich gesagt war die Menge an Wasser kaum der Rede wert. Aber – und das ist für diese Regel wichtig – es reichte, um einen Regenbogen zu erzeugen.

Es gibt ja die Legende, dass am Ende eines Regenbogens ein Kobold einen Goldtopf versteckt hält. Ich sag mal so, wenn das stimmt, dann können die Kobolde von Island sehr gut schwimmen und haben es auch verdient, dass niemand ans Gold kommt.
Fakt ist aber auch, dass so ein Regenbogen immer noch ein wenig mehr der Gemüt erhellt. Selbst wenn die Stimmung schon gut ist, gehen die Mundwinkel noch einen Millimeter höher, wenn das Farbenspiel losgeht. Insofern ist Regel Nummer 2 wohl auch sehr leicht zu akzeptieren.
Regel Nummer 3: Blödsinn passiert – Blödsinn darf gefilmt werden
Was früher die Pleiten, Pech und Pannen waren, sind heute Fail-Videos. Ich denke, dass jedem im Urlaub mindestens einmal etwas passiert, worüber andere schmunzeln oder gar herzhaft lachen. Jetzt stellt euch vor, es würde Regel Nummer 3 nicht geben – wie solltet ihr davon erfahren, dass ich heute den Kampf gegen die Wasserbürste beinahe verloren hätte?

In Akureyri an der Tankstelle ergab sich die Gelegenheit, dass wir das Auto mal ein wenig säubern. Seit den Westfjorden hat der Dreck diverse Schichten dazu gewonnen und das ursprüngliche weiß des Lacks in ein fragwürdiges braun verwandelt.
Entschlossen griff ich zu dem Besen, durch den via eines Schlauches Wasser gedrückt wird. Ich drehte den Wasserhahn auf und musste feststellen, dass man Wasserdruck an dieser Tankstelle sehr ernst nimmt. Der Besen hätte mit zwei Händen festgehalten werden sollen… hätte. Die paar Sekunden bevor ich reagieren konnte reichten, um nicht nur das Auto sondern auch mich anständig zu duschen.
Immerhin war ein sonniger Tag und meine Klamotten recht gut wasserabweisend. Die nächsten Besen halte ich dennoch mit zwei Händen fest.
Ihr seht, Regeln helfen jedem Urlaub weiter und sind im Grunde auch sehr leicht zu befolgen. Aber lasst uns jetzt noch ein wenig schauen, was der Tag an Highlights gebracht hat.
Da wäre nämlich auch eine ganze Menge zu nennen. Zuerst waren wir in Dimmuborgir. Es handelt sich hierbei um ein Gebiet mit erkalteter Lava. Es gibt unzählige kleine Hügel, Felsformationen, Höhlen und allerhand Konstrukte, die die Phantasie anregen.

Für die Geschichtenliebhaber gibt es hier auch eine Menge. Neben dem klassischen Elfen und Trollen findet sich hier nämlich die Behausung eines Zwergenvolkes, welches im Dezember die Menschen beschenkt. Außerdem gibt es eine Sage, dass dies der Ort ist, wo Satan vom Himmel gefallen ist und den Zugang zu den Katakomben der Hölle errichtet hat. Jetzt fragt mich bitte nicht, warum Weihnachts-Zwerge in den Katakomben der Höllen wohnen. Ich berichte nur, was ich gelesen habe.
Nach einer Wanderung durch das Gebiet sind wir noch mal zum Dettifoss gefahren. Die Sonne schien und der Anblick gestern war so beeindruckend, dass das problemlos heute noch mal bestaunt werden konnte.

Wieder ging eine gute Stunde ins Land, bevor wir langsam auf die Idee kamen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns hatten. Der Dettifoss zieht einen wirklich stark in seinen Bann und auch wenn die Fotos natürlich am Ende alle eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, man freut sich über jedes Einzelne.

Zu unserer Freude ergab sich die Möglichkeit, dass wir noch einen kurzen Abstecher zum Hafragilsfoss machen konnten. Die Straße dorthin ist eigentlich nur mit viel Liebe überhaupt als Straße zu bezeichnen. Als wir gestern diesen Abstecher machen wollten, war der Weg auch noch versperrt. Heute aber war die Absperrung verschwunden.

Der Wasserfall selbst ist sehr beeindruckend und es erschließt sich mir bis heute nicht, warum am Dettifoss mitunter Parkplatzknappheit herrscht und Menschenmassen zusätzlich mit Reisebussen vorgefahren werden. Gleichzeitig ist dieses Prachtstück von Wasserfall keine 10 Minuten mit dem Auto entfernt und im groben Ganzen von der Mehrheit der Islandbesucher vergessen oder ignoriert… man weiß es nicht. Mich soll das nicht stören, ich freue mich natürlich, dass es damit auch in diesem Jahr ein verstecktes Juwel bleibt.
Nun mussten wir aber langsam wirklich weiter. Unser Ziel heute waren die Ostfjorde. Genauer gesagt die Hafenstadt Seyðisfjörður, welche bequem 2,5 Stunden Autofahrt entfernt ist. Und auf dem Weg, wie sollte es anders sein, gibt es auch noch das ein oder andere Highlight zu bewundern.
Der Plan, erstmal gut Meter zu machen, klappt circa eine Stunde lang. Dann kamen wir in die erste Berge und damit auch zu den ersten Wasserfällen. Einer der prominentesten dieser Region ist der Rjukandafoss.

Müsste ich spontan eine vierte Regel aufschreiben, sie würde lauten: Habt Geduld. Als wir beim Parkplatz des Wasserfalls ankamen, stand dort gerade ein Reisebus. Auf dem Weg tummelten sich viel zu viele Menschen und es war absehbar, dass das keinen Spaß machen wird. Nun ist so ein Reisebus für gewöhnlich aber mit einem Zeitplan versehen und das Schicksal meinte es einmal mehr gut mit uns. Denn gerade als wir uns den kleinen Berg hinauf mühten, musste die Reisegruppe weiter. Wir standen auf einmal allein dort. Ist ein schönes Gefühl. so einen Ort für sich zu haben,

Wir fanden heute übrigens auch wieder Rastplätze, die es wohl nie in einen Reiseführer schaffen und trotzdem für uns kleine Highlights sind. Einer dieser Stopps liegt in der Nähe des Stuðlagil Canyon. Der Canyon selbst ein riesiger Touristenmagnet. Man sieht hier einen wilden Fluss innerhalb interessanter Basaltsäulen. Je nachdem wie der Tag morgen wird, kann ich eventuell dann Fotos zeigen. Heute standen wir aber eben nicht an diesem Touri Hotspot sondern mitten im Nirgendwo am gleichen Fluss.

Klar, die Basaltformationen am Stuðlagil sind noch mal aufregender. Für die Fahrtunterbrechung war es aber allemal ein schöner Ort.
Wir nähern uns nun langsam auch schon dem Tagesende. Um nach Seyðisfjörður zu gelangen, mussten wir auch noch mindestens einen Berg erklimmen, über den Pass hinweg und dann ins Tal gelangen.
Allein der Pass hatte dann aber wieder so irre viel zu bieten, dass wir staunend im Auto saßen und dankbar waren, dass wir soviel schöne Natur erleben dürfen. Den ganzen Tag tourten wir von Highlight zu Highlight. Durchgehend bei 10°C oder mehr und dazu blauem Himmel. Auf dem Pass wurde es dann schlagartig kälter, aber der blaue Himmel blieb.

Es gibt einfach Ecken in Island, die haben keine Lust auf Frühling oder gar Sommer und so bleibt dann eben der Schnee teilweise meterhoch liegen.
Die Fahrt ins Tal wurde dann auch noch einmal unterbrochen. Als wir uns die Serpentinen hinabschlängelten, stand da auf einmal der Gufufoss. Was soll ich noch sagen? Wasserfälle machen einfach Spaß. Vor allem dann, wenn sie fotogen im Spiegel auftauchen.

Dank ein paar gemütlicher Steine vor Ort, blieben wir eine Weile hier und genossen die Schönheit des Moments. Island ist und bleibt ein Wahnsinnsland und neben den vielen Abenteuern ist es einfach immer wieder schön, wie einfach am Ende alles ist. Ein Wasserfall, ein bisschen Sonne, ein Stein auf dem man sich beides anschauen kann und einfach so, ist man glücklich.

Irgendwann kamen wir dann tatsächlich doch noch beim Hotel an. Hier vor Ort ist offiziell noch nicht Saison und deswegen hat das hoteleigene Restaurant aktuell noch geschlossen. Im Ort gibt es jedoch ein Restaurant, welches sich aufs Grillen spezialisiert hat. Mit gegrilltem Lamm und der vermutlich besten Kartoffel klingt nun der Abend aus.
Heute war ein guter Tag
In diesem Sinne
Habe die Ehre
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